HexxHexx Geschrieben 22. Mai 2010 Share Geschrieben 22. Mai 2010 I Bevor wir uns Namen sagten, hatten wir uns erkannt. Was deine Augen fragten, erfuhr deine Hand. II Oh Judith. In welchem Drahtzaun hing deine Liebe? Auf welchem Appellplatz verreckte deine Sehnsucht? Welcher Stiefel zertrat deine Hoffnung? Welche Kugel zerfetzte dein Lächeln? Mit welchem Leibgurt henkten sie deine Zärtlichkeit? Oh, Judith, so in unsrer Mitte immer noch lebend, durch welchen Schornstein ging damals dein Herz? III Wie weit kamst du gegangen, als ich dich da umfangen in all der Dunkelheit? Was hab bei deinen Küssen ich alles fürchten müssen? Was trug dich fort - so weit? Wohin bist du gefahren im Rauch aus deinen Haaren? Wofür warst du bereit? IV An deinem Arm die blaue Nummer hast du löschen lassen. Was löschtest du aus? Wodurch bist du gekommen, wohin bist du gegangen - kamst du nach Haus? Du hast dein Leben weitergetragen. Wer trug die Schuld? Wessen Vertrauen konnte erfahren von deiner warmen Geduld? Wer kann es wagen wenn du es zuläßt, dich anzufassen? Auf deinem Arm freilich die blaue Nummer hast du löschen lassen. V Ja! Ich bin der Gezeichnete. Wie soll ich dir meine Hände zeigen? Ja!sie sind sauber geblieben. Aber auch ich wusch mich mit dieser Seife! VI Bei diesem Dorf in diesem Wald war das Lager. Dieser Wald wächst noch, diese Natur ist unschuldig, diese Kinder zogen nach Himbeeren aus. Das Gras, Judith, weiß nicht Bescheid. Frag doch die Kinder! Geh in ihr Haus. VII Welches Tier läßt seinesgleichen sterben mit Lust? Welches tier ersinnt Tode? Keiner hat alles gewußt. VIII Mein Vater war nicht unter den Mördern. Meine Mutter hatte die Möder nicht lieb. Aber dein Volk, wohnend mit meinem Volk, hatte kein Land und wurde zusammengetrieben in kein Land, das wird genanntn bleiben: Auschwitz, Mauthausen, Treblinka. Und seine Mörder kamen aus meinem Volk. IX Deine erste Liebe hieß Fritz. Oh, Judith, schließe die Augen nicht, wenn du so daliegst unter diesem Himmel für mich, gehe nicht, Judith, sieh mich noch an, höre mich noch: Mein Vater war nicht unter den Mördern. Meine Mutter hatte die Mörder nicht lieb! X Wohin bist du gegangen, wie sol ich dich umfangen in all der Dunkelheit? Wohin bist du gefahren im Rauch aus deinen Haaren. Was trägt dich fort - so weit? - Heinz Kahlau - Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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