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Ohne Worte


Mandy40

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Ohne Worte

 

Ohne Worte und ganz still in Gedanken liegt Markus im Bett, Sie ungeduldig erwartend, seine Desdemona. Gleich wird sie kommen, in dieses Hotelzimmer, das er für sie beide reserviert hat. Er kennt Sie aus dem Internet und wird ihr heute Nacht zum ersten Mal begegnen. Markus spürt seine Nervosität und steigende Erregung bei dem Gedanken, dass er gleich mit einer Frau, die er nicht kennt, die Nacht verbringen wird. Sie erregt ihn, obwohl er kaum etwas von ihr weiß. Sie tauschten erotische Mails aus und machten sich im Chat gegenseitig auf sehr phantasievolle Art und Weise an.

 

Die Fotos, die sie voneinander sahen, deuteten zwar ihre Körper schemenhaft an, doch verbargen sie Wesentliches, so dass genügend Raum für Fantasie blieb, um das Feuer zwischen ihnen weiter zu schüren. Sie werden sich gleich begegnen, doch ihre Gesichter und ihr wahres Aussehen kennen sie nicht. Ohne Worte waren sie sich bisher begegnet und doch berührten ihn ihre geschriebenen Worte bis ins Innerste.

 

Diese Frau wollte er treffen und mit ihr schweigend, ohne Worte, bis aufs Ganze gehen. Er ist hierher gekommen, um mit ihr zu schlafen. Ja das will er und auch sie. Erst wenn beide zum Höhepunkt gekommen sind, würden Sie das Licht anmachen, sich zum ersten Mal in die Augen blicken und ihre Stimmen hören. Vorher wollen Sie sich ohne Worte sinnlich riechend, tastend und schmeckend begegnen, sich aufeinander einlassen, sich einander hingeben.

 

Ganz egal, ob er damit seine Frau betrügt, oder nicht. Längst ist ihr Sexualleben eingeschlafen, längst gilt Beider Leidenschaft anderen Dingen. Ja, er spielt Cello in einem Orchester und ist fasziniert von der Oper. Er liebt Wagner. Seine Frau findet Opern langweilig, geht lieber mit ihren Freundinnen ins Fitnessstudio, malt sich ihre Fingernägel an und gibt sein Geld aus. Seine holde Unbekannte jedoch teilt diese Leidenschaft mit ihm und bereits seit Wochen nennt er sie Desdemona, sie ihn Othello.

 

Bereits seit Wochen spielen sie Geschichten aus Lyrik und Opern mit- und füreinander. Je erotischer diese Geschichten, desto leidenschaftlicher spielen sie diese nach, vornehmlich im Chat. Nicht nur diese Passion verbindet Markus mit seiner Unbekannten. Sie fanden heraus, dass sie begeisterte Bergwanderer sind, teilen ihre Leidenschaft für Lyrik und die zwei- bis dreideutige und damit eindeutig erotische Sprachakrobatik. Alles Dinge, die seine Frau weder versteht, noch mit ihm teilt. Im Gegenteil, gerne macht sie sich darüber lustig und meint, er wäre so verkopft und "alt". Dabei ist er nicht einmal 40 Jahre, fühlt sich aber ab und an wie ein Greis.

 

Doch nicht mehr, seit er seine Unbekannte kennen lernte; seine Desdemona macht aus ihm wieder einen Mann, einen begehrenswerten und leidenschaftlichen, einer mit Schmetterlingen im Bauch, der sich gerade wie Anfang zwanzig fühlt. Sie macht einen Jungbrunnen aus ihm und seinem sonst ziemlich arbeitslos gewordenen, schlaffen Freund. So viel Leidenschaft, Verbundenheit, so eine starke Anziehung. Ja, er genoss es und konnte von diesem Gefühl gar nicht genug bekommen. Markus kannte nur eine einzige Frau in seinem Leben, mit der es ähnlich war. Doch er hat sie nach sechs Jahren verlassen, weil sie seine erste Freundin war.

 

Er war jung und dumm und meinte, es käme etwas Besseres nach. Mit der Trennung hat er sie "umgebracht, seine Desdemona", das weiß er. Sie hat nie geheiratet, das hat man ihm erzählt. Aber auch sich hat Markus getötet. Auf seiner Suche fand er zwar viele Frauen. Sie waren anders, aber niemals so wie seine große Liebe, seine Desdemona, die er auf dem Gewissen hat. Irgendwann heiratete er einfach diejenige Frau, mit der er gerade liiert war, weil es Zeit zum Heiraten war und es das Vernünftigste zu sein schien.

 

Ja, seine Frau ist eine hübsche Frau und sie ist eine liebevolle Mutter. Ja, zu Anfang hatten sie auch guten Sex. Ja, zu Anfang verliebte er sich in ihr Lächeln und die Art, wie sie ihm jeden Wunsch von den Augen ablas. Und er heiratete sie, weil seine Eltern sie mochten. Liebe? Hat er sie je geliebt? Er weiß es nicht wirklich.

 

Und hier liegt er nun in diesem Hotel, in diesem stockfinsteren Zimmer, in diesem Bett, er ... Markus, auf der Flucht vor seinem Leben, vor seiner Feigheit sich zu trennen, vielleicht sogar auf der Flucht vor sich selbst. Sehnsüchtig wartet er auf eine ihm noch völlig fremde Frau, mit Herzklopfen und einem bereits jetzt erigierten Glied.

 

Sie öffnet die Türe und schließt diese gleich wieder hinter sich, damit der Zauber der Nacht erhalten bleibt. Markus sieht nur schemenhaft ihre schlanke Gestalt. Er hört, wie sie sich ihrer Kleider entledigt und wie sich ihre Schritte auf das Bett zu bewegen. Still stellt sie sich vor ihn, wie Gott sie geschaffen hat. Markus stellt sich vor Sie und nimmt ihre Hände in seine. Er küsst ihre Innenflächen und gräbt seine Nase tief in ihre Hände. Wie Veilchen, Vanille, Weihnachten und Moschus ist ihr Duft, der betörend auf ihn wirkt.

 

Ohne Worte nähert er sich mit dem Mund ihrem Hals, benetzt ihn mit zarten Küssen und atmet immer wieder tief diesen Duft ein. Er schnuppert in ihren langen Haaren, ihren Duft inhalierend. Er kann nicht von ihr lassen, ihr Duft ist unwiderstehlich.

 

Ihre Lippen finden sich, zunächst zart, dann immer leidenschaftlicher. Markus fährt in völliger Dunkelheit mit den Händen ihre Körperkonturen ab. Wie ein Cello ist ihr Körper geformt. Sie ist wunderschön, sagen seine Hände, ohne Worte und doch wissend. Ihre Hände führen die seinen auch auf ihre Brust und lassen diese sowohl die Form, als auch die steifen Brustwarzen spüren. Ein Stöhnen entspringt seinen und ihren Lippen, fast zeitgleich, sein Glied ist zum Bersten steif und Markus spürt, dass sich bereits ein Liebestropfen seinen Weg zur Eichel gebahnt hat.

 

Weiter führen ihre Hände die seinen in ihren feuchten, saftigen Schoss. Keinen schöneren Platz gibt es für ihn gerade auf dieser Welt, als mit seiner Hand hier zu ruhen und erkunden zu dürfen. Als er an seinen Fingern riecht, atmet er wieder diesen betörenden Duft von Veilchen, Vanille, Weihnachten und Moschus ein und sie schmeckt auch so, einfach nach mehr. Markus legt sich langsam ins Bett, sie mit sich nehmend, ohne Worte und ganz selbstverständlich.

 

Jetzt beginnt das eigentliche Liebesspiel der Beiden. Tastend mit den Händen betrachten, dabei die betörenden Düfte einatmen und den Atem des Anderen spüren. Die Körper nähern sich an, gewähren Anblicke, Einblicke, ein sich aufeinander Einlassen, ein Zulassen, ein Geben und sich Hingeben, ein Annehmen und Empfangen in Leichtigkeit. Irgendwann ist Markus mit ihr vereint, eins, sie tanzen miteinander. Einen leichten Tanz zunächst, dann immer leidenschaftlicher, ihr Tanz ist ein Tanz von Zweien, die sich ohne Worte verstehen.

 

Irgendwann, erklimmen sie beide den Gipfel der Lust und lauschen ihrer beider Liebeslaute. Irgendwann sinken sie ermattet in die Kissen, glücklich, aufgelöst, erlöst, zeitlos, raumlos, noch immer wortlos.

 

Irgendwann nach Stunden des ineinander, miteinander und beieinander Seins, löst sie sich von ihm. Sie entzündet eine Kerze und bringt Licht ins bisher Dunkel; wortwörtlich.

 

"Hallo mein Othello. Ich habe Dich sofort an Deinem Duft und deinen mich berührenden Händen erkannt." Er blickt auf und sieht Sie im Schein des Lichtes vor sich stehen. Ohne Worte sagt Markus: "Meine Desdemona. Du bist wieder da. Ich habe es nicht gewusst, doch ich habe DICH vermisst." Mit Worten und ohne zu überlegen sagt er: "Ich liebte Dich, all die Jahre. Lass uns nochmal anfangen, wo wir aufgehört haben, eben gerade und vor vielen Jahren." Er schloss sie erneut in die Arme und liebte sie bis zum Morgengrauen, als gelte es, Jahre der Entbehrung nachzuholen.

 

Memberbeitrag aus dem Joyclub

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