Nudelzine Geschrieben 30. Dezember 2009 Share Geschrieben 30. Dezember 2009 Was seht Ihr, Schwestern, was seht ihr? Denkt ihr, wenn Ihr mich anschaut: Eine mürrische alte Frau, nicht besonders schnell, verunsichert in ihren Gewohnheiten mit abwesenden Blick, die ständig beim Essen kleckert, die nicht anwortet wenn Ihr sie anmeckert, weil sie wieder nicht pünktlich fertig wird. Die nicht aussieht, als würde sie merken was Ihr macht und ständig den Stock fallen läßt: Füttern, waschen und alles was dazu gehört. Denkt Ihr den so von mir, Schwestern, wenn ihr mich seht, sagt? Öffnet die Augen, Schwestern, schaut mich genauer an! Ich soll Euch erzählenwer ich bin, die hier so still sitzt, die macht, was Ihr möchtet und ißt und trinkt, wann es Euch paßt? Ich bin ein zehnjähriges Kind mit einem Vater und einer Mutter, die mich lieben und meine Schwester und meinen Bruder. Ein sechzehnjähriges Mädchen, schlank und hübsch, die davon träumt bald einen Mann zubegegnen. Eine Braut, fast zwanzig, mein Herz schlägt heftig beim Gedanken an die Versprechungen, die ich gegeben und gehalten habe. Mit fünfundzwanzig noch, habe ich eigene Kleine, die mich zuhause brauchen. Eine Frau mit dreißig, meine Kinder wachsen schnell und helfen einander. Mit vierzig, sie sind alle erwachsen und ziehen aus. Mein Mann ist noch da und die Freude ist nicht zu Ende. Mit fünfzig kommen die Enkel und sie erfüllen unsere Tage, wieder haben wir Kinder- mein Geliebter und ich. Dunkle Tage kommen über mich, mein Mann ist tot. Ich gehe in eine Zukunft voller Einsamkeit und Not. Die Meinen haben mit sich selbst genug zu tun, aber die Erinnerungen von Jahren und die Liebe bleiben mein. Die Natur ist grausam, wenn man alt und krumm ist und man wirkt etwas verrückt. Nun bin ich eine alte Frau, die ihre Kräfte dahinsiechen sieht und der Charm verschwindet. Aber in diesem alten Körper wohnt immer noch ein junges Mädchen, ab und zu wird mein mitgenommenes Herz erfüllt. Ich erinner mich an meine Freuden, ich erinner mich an meine Schmerzen und ich liebe und lebe mein Leben noch einmal, das allzuschnell an mir vorbeigeflogen ist und akzeptiere kühle Fakten, daß nichts bestehen kann. Wenn Ihr Eure Augen AUFMACHT SCHWESTERN, so seht Ihr nicht nur eine mürrische alte Frau. Kommt näher, seht MICH! Dieses Gedicht schrieb eine alte Frau, die seit langem in einem Pflegheim in Schottland lebte und von der man meinte, sie sei desorientier. Man fand es nach ihrem Tod bei ihren Sachen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Blanca Geschrieben 31. Dezember 2009 Share Geschrieben 31. Dezember 2009 Altenpflege Da ich selbst lange in der ambulanten Pflege gearbeitet habe, kann ich dem ganzen nur zustimmen. Man denkt wie oft die ist ja so dement und bekommt nichts mehr mit. Oft kommt es vor das man selbst genervt ist und die "Alten" dann einfach so vesorgt ohne mit ihnen zu reden, ihnen nicht richtig zuhört, sie schon bald als Ware behandelt. Sobald man sich dabei ertappt sollte man das abstellen und sich überlegen ob man selbst im Alter so behandelt werden möchte. Ich bin überzeugt das viele von unseren Alten noch mehr mitbekommen, mehr fühlen, mehr empfinden als wir wahrhaben wollen. Denk daran auch du wirst mal alt ! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Nudelzine Geschrieben 6. Januar 2010 Autor Share Geschrieben 6. Januar 2010 Mein für mich schlimmstes Erlebnis war mit 16 Jahren in der Altenpflege, ich habe Praktikum gemacht in einem Altenheim und man sagte mir das die Bewohnerin Dement sei. Ich habe mich mit der Frau viel Unterhalten und wunderte mich immer mehr was die gute Dame sich alles merken konnte. Eines Abends erzählte sie mir was die Mitarbeiter in ihrem Zimmer geredet hatten und wie sie über sie lästerten. Dabei weinte sie und sagte " Ich brauche doch nur etwas mehr Zeit!" Seit diesem Tage versuche ich immer so zu PFLEGEN wie ICH einmal gepflegt werden möchte, natürlich klappt es nicht immer aber das ist ein besserer Weg als ihn anderes zu beschreiten mit Schreinen/Gewalt/Desinteresse. WIR WERDEN ALLE EINMAL ALTE Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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