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Wissenswertes über Selbstbefriedigung


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Wissenswertes über Selbstbefriedigung

 

Die drei wichtigsten Synonyme:

Selbstbefriedigung: Zu diesem Begriff kann man sich wohl Erklärungen wie "Das Wort setzt sich zusammen aus 'selbst' und 'befriedigen', also 'sich selbst befriedigen'", sparen ;)

 

Onanie: Dieser Begriff wurde fälschlicherweise vom biblischen Onan abgeleitet, der jedoch mit Selbstbefriedigung nichts zu tun hatte, sondern den Koitus Interruptus praktizierte (also den Penis kurz vor dem Samenerguss aus der Scheide der Frau herauszog). Dennoch hat sich der Begriff bis heute als Synonym für Selbstbefriedigung durchgesetzt und wird heute auch im Duden so definiert. In der Umgangssprache ist mit "Onanieren" in der Regel mit die männliche Selbstbefriedigung gemeint.

 

Masturbation: In diesem Fall ergibt die Betrachtung der Wortzusammensetzung einen Sinn. "Mas" ist lateinisch für "Mann". "Turbare" ist ebenfalls lateinisch und steht für "in Unruhe bringen". Zusammengesetzt beschreibt "masturbieren" (im Wortursprung) also einen Mann, der sich in Unruhe bzw. in Erregung bringt.

Eine andere - wie ich finde, weniger wahrscheinliche - Variante der Wortabstammung sind die lateinischen Wörter "manus" (Hand) und "stuprare" (schänden, entehren). Masturbation wäre demnach eine Art "Selbstentehrung mit der Hand".

So viel zum Wortursprung. Heute bedeutet Masturbation aber verschiedene Dinge. Erstens bezeichnet Masturbation die geschlechtsunabhängige sexuelle Selbstbefriedigung, wird zweitens dennoch hauptsächlich als Begriff der weiblichen Selbstbefriedigung gebraucht und bezeichnet zudem drittens die gegenseitige Befriedigung zweier Menschen - ohne Geschlechtsverkehr.

 

 

Der geschichtliche Umgang mit Selbstbefriedigung:

Selbstbefriedigung wurde in der Historie fast immer als etwas Negatives gesehen. Eine Ausnahme sind die Griechen der Antike. Für sie war es eine völlig normale Möglichkeit, um sexuelle Spannungen abzubauen. Ob auf der Schulbank oder auch in der Öffentlichkeit, ein Aufreger war es nie.

 

Zu etwas furchtbar Schlimmen wurde die Selbstbefriedigung spätestens im Zeitalter der Aufklärung, ab Beginn des 18. Jahrhunderts, hochstilisiert. "Onania, oder die erschröckliche Sünde der Selbstbefleckung" hieß das Buch von Bekkers, welches 1710 erstmals erschien und Onanie zur Sünde machte. Beeinflusst von einer zu der Zeit verbreiteten Theorie, wonach Menschen immer nur eine bestimmte Menge an Körpersäften haben, brandmarkte Bekkers den aus der Selbstbefriedigung entstehenden männlichen Orgasmus als mordgleich, da menschliches Leben hätte erzeugt werden können. Schnell fand er heraus, dass Onanie für Krankheiten wie Epilepsie und Unfruchtbarkeit verantwortlich sein müsse. In der Folgezeit erkannten immer mehr Wissenschaftler weitere Auswirkungen der Onanie. Gehirnaustrocknung, Schädelverformung, geistige und seelische Schäden sind nur eine Auswahl davon.

Was also tun? Keuschheitsgürtel mit Innendornen oder Hände in Säcke waren Maßnahmen der harmloseren Art. Dieser Glaube mit den genannten Gegenmaßnahmen hielt sich konsequent über die Jahrzehnte hinweg.

 

Machen wir einen Sprung ins 20. Jahrhundert. Mittlerweile wurde bereits "erforscht", dass Selbstbefriedigung sogar zu Tuberkulose und bis in den Tod führen kann. Onanie wird noch über Jahrzehnte im günstigen Fall als "Ersatzbefriedigung" und "Durchgangsstudium der Pupertät" bezeichnet. Aber auch Beschreibungen der Selbstbefriedigung als "Laster der Gesellschaft", "primitivste Form sexueller Befriedigung" oder "schuldhaft" sind keine Seltenheit. Noch 1970 wird Onanie als zu behandelnde Krankheit empfunden.

 

Zwischenstopp: Was sagte eigentlich die Kirche zu diesem Thema?

Mit Freuden hat die Kirche dieses Thema nie betrachtet. Nur zu gerne wurde daran festgehalten, dass Onanie ein Tabu sein sollte, obgleich die Argumentation, es werde Leben verschenkt, schon lange hinfällig geworden ist. Masturbation sei "eine zumindest schwer ordnungswidrige Handlung" (Papst Paul VI, 1975). Knappe 20 Jahre später war dann - heidewitzka, jetzt wird es liberal - nur noch die weibliche Onanie eine sündige Wollust. Die männliche Befriedigung war ein tolerierbares organisches Übel (Papst Johannes Paul II). Wenn jetzt die Protestanten denken: "Jaja, die Katholiken, natürlich...", dann soll gesagt sein, dass der Ausdruck der "primitivsten Form sexueller Befriedigung" von den Protestanten kam. Sie sei ethisch zu verurteilen, da Ziel des Geschlechtsverlangens die intime Vereinigung der Ehegatten sei.

 

Zurück in Richtung Gegenwart. Erste Ansätze eines Tabubruchs z.B. der Zeitschrift Bravo wurden gerügt. Für einen handfesten Skandal sorgte Nina Hagen 1979 in der ORF-Talkshow "Club 2". Dort führte sie Techniken der weiblichen Selbstbefriedigung vor - der Skandal war Perfekt. Doch in dieser Zeit erschienen erste Ratgeber, in denen die Masturbation als eine positive Möglichkeit der sexuellen Befriedigung galt. Über radikalfeministische Parolen gegen Pornos und Wichsen hinweg erkannten endlich auch Ärzte, dass Selbstbefriedigung kein Problem der Einsamen, und schon gar nicht etwas Niederträchtiges ist.

 

Heute sollte man eigentlich davon ausgehen können, dass Masturbation kein Tabu-Thema mehr ist. Leider wäre dies eine fehlerhafte Annahme. Selbstbefriedigung wird öffentlich noch immer als Lustbefriedigung derer empfunden, die "keinen Partner/ keine Partnerin abbekommen". Dass aber kaum jemand nicht masturbiert (siehe unten), scheint dabei - was öffentliche Gespräche etc. betrifft - auf wundersame Weise außer Acht gelassen. In aktuellen Filmen wird jemand, der masturbiert, häufig als einsam, "anders" oder als "temporärer Selbstbefriediger" dargestellt. Im Comedy-Bereich ist Masturbation immer einen Lacher wert.

Aber wer wird sich denn beschweren. Schließlich ist bekannt, dass Selbstbefriedigung hinter vorgehaltener Hand von vielen praktiziert wird. Und zwar innerhalb und außerhalb von Beziehungen. Es ist kein Anzeichen für eine gescheiterte Partnerschaft mehr und niemand muss sich schämen, es zu tun.

Obgleich das Thema immer noch als Tabu stigmatisiert ist, gibt es mehr und mehr Bücher etc., die mit diesem Tabu brechen und die Sache in ihrer Normalität in den Vordergrund stellen. Auch diese Internetseite soll ein kleiner Beitrag dazu sein, das Tabu aufzulösen.

 

Literaturempfehlung zum Thema: Arne Hoffmann: Onanieren für Profis.

 

 

Onanieren ist gut für die Gesundheit:

Dass Onanieren weder Akne, noch Tobsucht, noch Lähmung, noch ... verursacht, ist heutezutage endlich bewiesen. Aber mittlerweile kann man die "Bedenken" von einst sogar ins Gegenteil umkehren. Onanieren hilft beim Abbau von Stress, bei der Verarbeitung von Abfuhren und und und. Psychisch also eine gute Sache.

Im Jahr 2003 haben australische Wissenschaftler aber noch eine neue Dimension entdeckt. Auch physisch kann es sich sehr positiv auswirken, von Zeit zu Zeit zu masturbieren. Gut 1000 Männer mit Postatakrebs wurden mit etwas mehr als 1200 gesunden Männern im Alter von 20 bis 50 Jahren verglichen. Das erstaunliche Ergebnis: Je häufiger man(n) ejakuliert (= einen Samenerguss hat), desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, an Prostatakrebs zu erkranken. Als Beispiel ist bekannt: Männer, die zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr fünf mal oder öfter in der Woche ejakulieren, haben ein um ein Drittel reduziertes Risiko zur Erkrankung. Die Begründung ist nicht eindeutig geklärt. Die Forscher glauben jedoch, dass mit dem Ejakulat auch krebserregende Substanzen aus der Prostata geschwemmt werden. Übrigens: Dies gilt aber nur für die Ejakulation bei der Selbstbefriedigung. Beim Geschlechtsverkehr gehen die Forscher wiederum von einem erhöhten Risiko aus. Wie dem auch sei: Rohr frei.

 

 

Selbstbefriedigung - Wieviel Prozent der Männer und Frauen es tun:

Generell kann man davon ausgehen, dass - mindestens in westlichen Gesellschaften - so ziemlich jeder Mann und jede Frau einmal ausprobiert haben, wie Selbstbefriedigung "funktioniert".

Zahlen werden interessant, wenn man die Frage nach regelmäßiger Selbstbefriedigung stellt. Hier bringen verschiedene Studien leicht verschiedene Ergebnisse für den deutschen Raum. In einer Studie der Uni Bonn aus dem Jahr 1998 heißt es, dass 90 Prozent der Männer und 86 Prozent der Frauen gelegentlich selbst Hand anlegen. Die Berliner Charité (Studie von 2004) ermittelte, dass sich 77,8 Prozent der Frauen regelmäßig selbst befriedigen.

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