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Anleitung zum Unglücklichsein...


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Mit seiner „Anleitung zum Unglücklichsein“ schrieb Paul Watzlawick (1921-2007) 1983 einen Bestseller, der bis heute als ironisch-provokante Lektüre aktuell ist. Da Watzlawick die These entwickelt, dass das Verharren in Depressionen und Grübelei ein Zustand ist, den die Betroffenen nur allzu häufig beibehalten und die Schuld ihres Unglücks lieber der Umwelt zuschreiben, wählte er folgerichtig den Zugang zu seiner Zielgruppe in einer ironisierenden Anleitung, im Zustand des Unglücklichseins zu verweilen und diesen zu perfektionieren.

 

„Anleitung zum Unglücklichsein“

 

Seine These untermauert der Autor durch die Darstellung verschiedener Zustände und Verhaltensweisen, die eine Veränderung hin zum Besseren verunmöglichen. Er nimmt die Verklärung der Vergangenheit genauso unter die Lupe wie die Schuldzuweisung an Mitmenschen, fehlende Selbstliebe oder das Paradox, mit dem sich die Umwelt und schließlich der einzelne Mensch zu Fröhlichkeit zwingen möchte. In dem er den Verhaltensweisen, welche gewöhnlich negativ beurteilt werden, positiv zuspricht, nimmt er der möglichen Trotzhaltung des betroffenen Lesers den Wind aus den Segeln. Offensichtlich war Watzlawick schon in den 80er Jahren die Flut der konventionellen Lebensratgeber leid, die nur allzu oberflächlich eine Entwicklung zu einem glücklichen Menschen hin aufzeigten und in das immergleiche Horn stießen, und nahm dies auch für die betroffenen Leser an.

 

Die Verherrlichung der Vergangenheit

 

Wer unglücklich sein wolle, so Watzlawick, der müsse sich darin üben, die Vergangenheit zu verherrlichen, immer wieder zurückzublicken und immer wieder die selben leidbringenden Verhaltensmuster in verstärkter Form anzuwenden, anstatt neue Wege zu beschreiten. Dazu sei es wichtig, den eigenen Handlungsspielraum nicht auszuschöpfen und zu verneinen. Auch wenn sein Ton immer ein ironischer, und der Leser dadurch damit beschäftigt ist, die Unsinnigkeit der festgefahrenen Verhaltensnormen von einer anderen Seite her neu zu erkennen, hilft der Autor indirekt durch Verbesserungsvorschläge. Zum Beispiel wenn er schreibt: „Mit etwas Geschick kann es auch der Anfänger fertigbringen, seine Vergangenheit durch einen Filter zu sehen, der nur das Gute und Schöne in möglichst verklärtem Licht durchläßt. Nur wem dieser Trick nicht gelingt, wird die Zeit seiner Pubertät (ganz zu schweigen von seiner Kindheit) mit handfestem Realismus als Periode der Unsicherheit, des Weltschmerzes erinnern […]“

 

Komplizierte Gedankenwege, selbsterfüllende Prophezeiungen und

Nullsummenspiele

 

Nur wenig anderes ist nach Watzlawick dem Unglück einer Person so förderlich wie das Grübeln und Hineinsteigern in negative Gedanken, an dessen Ende die erbarmungslose Konfrontation eines ahnungslosen Partners mit „einer langen, komplizierten Kette von Phantasien“ steht, die dem Partner eine Schuld, ein Nichtverstehen oder ein Sich-herausreden-Wollen unterstellt. Mit anderen Worten: Wer sich gedanklich in endlose Vorwürfe und Schuldzuweisungen verstrickt, wird weder ein gutes Gespräch noch eine Lösung erzielen. Im Kontext dieser These steht der weise Rat des Autors, keine gedankliche Aufteilung in Täter und Opfer vorzunehmen, sondern sich klarzumachen, dass der unglücklich über sein Unglück Sinnierende immer auf der Verliererseite angesiedelt ist. Der Streit um Schuld, so der Autor, sei kein „Nullsummenspiel“, in dem sich Verlust und Gewinn ausgleichen, sondern auch der vermeidliche Gewinner draufzahlt. Außerdem: Wer das Schlechte erwartet, ist nach Watzlawick auf dem sicheren Weg, sich diese Prophezeiung selbst zu erfüllen.

 

Das Leben als Spiel

 

Watzlawick präsentiert noch vielen andere Mechanismen des Unglücklichseins, um sie dem Leser so vorzuführen, dass dieser sie als seine eigenen, unsinnigen Mechanismen wiedererkennen muss. Das Leben ist ein „Nichtnullsummenspiel“, so heißt es im Buch. Man könne nur gemeinsam gewinnen oder verlieren. Das Buch trägt aber die Gewissheit weiter: Da wir Schöpfer unseres eigenen Unglücks sind, sind wir auch Schöpfer unseres Glückes. Letztlich fasst Watzlawick seine Erkenntnis über das Glücklichsein in einem Satz Dostojewskis zusammen: „Der Mensch ist unglücklich, weil er nicht weiß, dass er glücklich ist.“ Er hat es über sein Grübeln um Glücklichkeit schlicht vergessen.

 

Vollständigen Artikel auf Suite101.de lesen: Kann man Glücklichsein lernen?: Paul Watzlawick – Anleitung zum Unglücklichsein Kann man Glücklichsein lernen?: Paul Watzlawick ? Anleitung zum Unglücklichsein

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