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Die schrägsten Beziehungstipps aller Zeiten


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Egal ob heute oder vor hundert Jahren - Beziehungsratgeber sind und waren schwer gefragt. Allerdings hat jede Generation ihre eigenen Vorstellungen von Romantik, Beziehung und Bettgeflüster:

 

Schon der alte Ovid machte sich in seiner „Ars amatoria" (Liebeskunst) Gedanken über Liebe. So beschrieb der römische Dichter, dass Mädchen mit geringer Körpergröße sich auf ein Sofa strecken sollten, um diesen Makel zu vertuschen. Damen mit hässlichen Händen, sollten diese besser unauffällig bewegen, damit der Liebste sie möglichst selten ansehen muss. Aber auch für verliebte Herren hat der Dichter einen wichtigen Ratschlag: Ein Mann sollte bei einem Besuch im "Circus" immer darauf achten, dass die Angebetete es auch bequem hat: Sitzpolster und Fächer für den kühlen Luftzug gehörten zur Grundausstattung des antiken Kavaliers.

 

„Ein Prinz ist nur einer Prinzessin würdig" und Frauen, die an den Falschen geraten, seien schlicht selbst schuld. Oliver Stöwing nimmt in seinem Buch „Wann kommt denn endlich der blöde Prinz auf seinem dämlichen Gaul" kein Blatt vor den Mund. Die Damenwelt reagierte schockiert, die Männer fanden es klasse. Immerhin spricht er aus, was alle anderen denken.

 

Liebestipps von einem Neunjährigen? In „How to talk to girls" erklärt Alec Greven, ein neun Jahre alter Schülere aus dem US-Bundesstaat Colorado, wie Mann am besten an Mädchen rankommt: „Bist du in eine verknallt, dann kontrollier dich, damit du nicht überdreht wirkst. Wenn es sein muss, iss weniger Zucker." Mit seinen einfachen Ratschlägen wurde der Junge zur Kultfigur und schaffte es mit seinem Buch auf die Bestseller-Listen. Noch mehr Tipps gefällig? "Die beste Wahl ist ein normales Mädchen. Hübsche Mädchen haben ein kaltes Herz", "Sag einfach 'Hi', wenn du auf ein Mädchen zugehst" oder "Sei kein Komiker. Clowns machen nie eine gute Lovestory."

 

Sie möchten gerne einen Mann kennenlernen? Werden Sie Frisörin, denn die ist „meist hübsch, immer gepflegt" und spätestens mit 22 verheiratet. Zumindest, wenn es nach den Autoren des Buches "Ehepartner sind auch Menschen" (1963) geht. Für Lehrerinnen war die Sache schon schwieriger: "Wenn zum Beispiel eine Lehrerin nicht schon in jungen Jahren heiratet, kommt sie nicht mehr dazu, da dann zu viel Erzieherisches an ihr haftet und das lieben die Männer nun mal nicht."

 

Damals revolutionär, heute irgendwie lustig: Das Buch "Helga und Bernd zeigen 100 Liebespositionen" (1969) beschrieb die Vor- und Nachteile verschiedener Stellungen. Die Missionarsstellung sei z.B. bei „stark beleibten oder älteren Männern" schwierig, da „der Bauch störend ist und die Bewegungen leicht zur Ermüdung führen". Dafür sei die Löffelchenstellung für die meisten Liebenden gut geeignet - nur nicht für „kurzbeinige Frauen".

 

Ein Artikel, der 1955 in der britischen Zeitschrift "Housekeeping Monthly" veröffentlicht wurde, beschrieb, wie sich eine gute Ehefrau ihrem Mann gegenüber zu verhalten hat: „Halten Sie das Abendessen bereit. Planen Sie vorausschauend, evtl. schon am Vorabend, damit die köstliche Mahlzeit rechtzeitig fertig ist, wenn er nach Hause kommt. So zeigen Sie ihm, dass Sie an ihn gedacht haben und dass Ihnen seine Bedürfnisse am Herzen liegen. Die meisten Männer sind hungrig, wenn sie heimkommen und die Aussicht auf eine warme Mahlzeit (besonders auf seine Leibspeise) gehört zu einem herzlichen Empfang, so wie man ihn braucht."

 

Die Ratschläge zeichnen ein perfektes Sittenbild einer Beziehung in den 1950er Jahren. Klar, dass damals besonders das perfekte Erscheinungsbild der Frau thematisiert wurde: „Machen Sie sich schick. Gönnen Sie sich 15 Minuten Pause, so dass Sie erfrischt sind, wenn er ankommt. Legen Sie Make-up nach, knüpfen Sie ein Band ins Haar, so dass Sie adrett aussehen. Machen Sie die Kinder schick. Nehmen Sie sich ein paar Minuten, um ihre Hände und Gesichter zu waschen (wenn sie noch klein sind). Kämmen Sie ihr Haar und wechseln Sie ggf. ihre Kleidung. Die Kinder sind ihre "kleinen Schätze" und so möchte er sie auch erleben. Vermeiden Sie jeden Lärm. Wenn er nach Hause kommt, schalten Sie Spülmaschine, Trockner und Staubsauger aus. Ermahnen Sie die Kinder, leise zu sein. Seien Sie glücklich, ihn zu sehen."

 

Der Mann galt als Patriarich und Oberhaupt der Familie. Seine Wünsche standen an erster Stelle: „Seien Sie fröhlich, machen Sie sich interessant für ihn! Er braucht vielleicht ein wenig Aufmunterung nach einem ermüdenden Tag und es gehört zu Ihren Pflichten, dafür zu sorgen. Begrüßen Sie ihn mit einem warmen Lächeln und zeigen Sie ihm, wie aufrichtig Sie sich wünschen, ihm eine Freude zu bereiten."

 

Der Haushalt war das Reich der Frau und dieses hatte sie gefälligst sauber zu halten, bevor der arme Mann nach Hause kam: „Räumen Sie auf. Machen Sie einen letzten Rundgang durch das Haus, kurz bevor Ihr Mann kommt. Räumen Sie Schulbücher, Spielsachen, Papiere usw. zusammen und säubern Sie mit einem Staubtuch die Tische. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Zuhause ein Ort voller Frieden, Ordnung und Behaglichkeit ist, wo Ihr Mann Körper und Geist erfrischen kann. Während der kälteren Monate sollten Sie für ihn ein Kaminfeuer zum Entspannen vorbereiten. Ihr Mann wird fühlen, dass er in seinem Zuhause eine Insel der Ruhe und Ordnung hat, was auch Sie beflügeln wird. Letztendlich wird es Sie unglaublich zufrieden stellen, für sein Wohlergehen zu sorgen."

 

Mittlerweile kursieren einige Gerüchte, die die Echtheit des Artikels anzweifeln. Egal ob echt oder nicht, der Text zeichnet ein gutes Bild der Rolle der Frau in 1950er Jahren. So heißt es weiter: „Hören Sie ihm zu. Sie mögen ein Dutzend wichtiger Dinge auf dem Herzen haben, aber wenn er heimkommt, ist nicht der geeignete Augenblick, darüber zu sprechen. Lassen Sie ihn zuerst erzählen - und vergessen Sie nicht, dass seine Gesprächsthemen wichtiger sind als Ihre. Der Abend gehört ihm. Beklagen Sie sich nicht, wenn er spät heimkommt oder ohne Sie zum Abendessen oder irgendeiner Veranstaltung ausgeht. Versuchen Sie stattdessen, seine Welt voll Druck und Belastungen zu verstehen. Er braucht es wirklich, sich zu Hause zu erholen. Beklagen Sie sich nicht, wenn er spät heimkommt oder selbst wenn er die ganze Nacht ausbleibt. Nehmen Sie dies als kleineres Übel, verglichen mit dem, was er vermutlich tagsüber durchgemacht hat." Klingt, als hätten es die Männer damals ganz gut gehabt ...

 

Ein halbes Jahrhundert zuvor, dachten viele noch, das Zärtlichkeit etwas Schlechtes sei - ein notwendiges Übel. 1894 schrieb Ruth Smythers in ihrem Buch „Sex Tips for Husbands and Wives": „Sex ist das abscheulichste und schmerzhafteste, das irgendwie ertragen werden muss. Sex, wenn er sich nicht vermeiden lässt, sollte nur in totaler Finsternis praktiziert werden, und die Ehefrau sollte sich totstellen." Scheint, als wäre der Spaß auf der Strecke geblieben.

 

Doch die fromme Ruth hatte noch mehr Ratschläge: „Eine weise Frau, sollte nicht mehr als zwei kurze sexuelle Erfahrungen pro Woche erlauben." Nach einiger Zeit, solle sie die Häufigkeit sogar noch reduzieren. Als Mittel dafür seien „vorgetäuschte Krankheit, Müdigkeit oder Kopfschmerzen" geeignet. Eine ihrer Kardinalsregeln für Frauen lautete: "Geben Sie wenig, tun Sie es selten und vor allem widerwillig." Ansonsten würde eine anständige Ehe zur Sex-Orgie werden. Stimmt, das will wirklich niemand.

 

Und noch einen wichtigen Tipp hatte die Autorin auf Lager: "Eine weise Ehefrau sollte es ihrem Gatten nie erlauben, ihren unbekleideten Körper zu sehen." Als Hilfsmittel dafür empfahl sie dicke Baumwoll-Nachthemden für die Damen und Pyjamas für die Herren - die übrigens auch während des Liebesspiels anbehalten werden.

 

Aber auch 1959 waren Beziehungsratgeber, wie „Die vollkommene Ehe" noch sehr konservativ: „Ich rate dem Gatten, seine Frau nicht in unüberlegter Weise an Höchstleistungen zu gewöhnen. Ihre Leistungsfähigkeit übertrifft dann meistens die des Mannes (...)Wenn der Mann das Liebesvorspiel derartig mit seiner jungen Gattin betreibt, dass diese bei den ersten Zusammenkünften den Orgasmus erreicht, (...) dann besteht die Möglichkeit - und das ist nicht allzu selten erwiesen - dass sie zur Onanistin wird."

 

Sie denken, zum Ende des Jahrtausends gäbe es keine absurden Liebestipps mehr? Von wegen! John Gray schrieb 1996 den Beziehungsratgeber „Mars, Venus & Eros" und erklärte: „Frauen kommentieren den Sex am besten, indem sie Laute von sich geben, und nicht, indem sie sich in ganzen Sätzen dazu äußern." Langweilig!

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