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LESEN Lustpille für die Frau-zufällig entdeckt


Empfohlene Beiträge

ich hab den Blog von Feigenblatt bei Facebook aboniert und nachstehenden Beitrag gefunden....ist des langen Durchlesens wert ... und auch wert, da mal aus verschiedenen Winkeln drüber nachzudenken....

 

Rosa Viagra, Pt. 2

Geschrieben am 15. Juli 2010 von Theresa in Standard

 

Wie vor, mei, genau einem Monat – hier berichtet – hat der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim quasi durch Zufall eine Lustpille für Frauen entwickelt, die ihre Wirkung im Gegensatz zum klassischen Viagra nicht an den Genitalien direkt, sondern auf das Gehirn auswirkt. Was uns das in Punkto “schwanzgesteuert” sagt, sei dahingestellt – in einem Interview mit dem Sexblog der Zeit berichtet die Berliner Partnerschaftstherapeutin Berit Brockhausen:

 

“Mich ärgert, dass durch die Medikalisierung das schon lange wiederlegte Triebkesselmodell der Lust erneut Nahrung bekommt. Es impliziert, dass jeder und vor allem jede, die nicht spontan geil ist, einen Defekt hat, der medikamentös ausgeglichen werden kann und muss. Doch die Lust auf Sex entsteht nicht von selbst, sondern durch die Beschäftigung mit Sex. Sei es durch einen anregenden Anblick, vergnügliche Fantasien oder Gedanken an Sex, oder auch stimulierende Berührungen, die genossen werden können.”

 

Sexuelle Unlust als Krankheit zu titulieren, wie es die Pharmaindustrie tut, impliziert ja, dass etwas falsch läuft mit einer Frau die nicht möchte, und das wiederrum könne zu starken Selbstzweifeln führen, so Brockhausen:

 

“Wieso macht mich das jetzt nicht an, ich müsste das doch erotisch finden, alle anderen finden das geil, nur bei mir ist mal wieder gar nichts, er wird sicher enttäuscht sein, aber ich kann ihm doch nichts vorspielen, oder vielleicht doch? Aber …”

 

So oder so: das Produkt wurde von der US Food and Drug Administration abgelehnt – Begründung: die Ergebnisse der Studien seien einfach nicht signifikant genug.

 

Was ich Ihnen an dieser Stelle nicht vorenthalten möchte: ein Interview, das ein Kollege von Vice Deutschland mit einer Pressesprecherin von Boehringer-Ingelheim führte.

 

VICE: Hallo Frau Seefeld. Ich möchte Sie gern zu ihrem neuen Produkt Flibanserin interviewen. Haben sie ein wenig Zeit für mich?

 

Seefeld: Was wissen Sie denn über das Produkt?

 

Nun ja, Ich bin über ein paar englischsprachige Artikel darauf aufmerksam geworden, habe aber noch keine offiziellen Stimmen ihrer Firma gefunden. Ich dachte Sie könnten mir ein paar Fragen beantworten. Wie funktioniert dieses Medikament denn?

 

Also Flibanserin hat auf keinen Fall was mit Viagra zu tun. (das Wort “Viagra” hatte ich bis dahin noch gar nicht erwähnt) Wie wäre es, wenn ich Ihnen eine Informationsmappe zukommen lasse?

 

Nein, ich wäre eher für das Interview jetzt. Ich habe Bio in der zehnten Klasse abgewählt, Sie werden mir nun keine schwierigen Fragen beantworten müssen. Wirkt Flibanserin auf psychischer oder physischer Ebene?

 

Ich möchte lieber noch einmal einen Schritt zurück machen. Was planen Sie denn überhaupt für eine Berichterstattung? Ich war gerade mal auf ihrer Homepage und fand nicht, dass wir da so gut reinpassen, ihre Zielgruppe sind doch eher pubertierende männliche Jugendliche, wenn ich das richtig gesehen habe… warum wollen Sie uns denn überhaupt interviewen?

 

Ich glaube, dass es sich hier um ein Produkt handelt, das durchaus viele unserer Leser interessant fänden. Außerdem war das Interview doch jetzt schon länger geplant. Haben Frauen überhaupt Potenzprobleme?

 

Hören sie, wir hatten am 10. Juni ein öffentliches Hearing des Zulassungsprozesses, der nicht besonders positiv für uns ausgefallen ist …

 

Ja eben, deshalb rufe ich ja an. Ich hatte einfach den Plan eines Artikel in Form eines Interviews über dieses Produkt, weil es doch …

 

(unterbricht) Genau, aber wenn ich sage, dass die Pressestimmen aus Amerika nicht besonders positiv waren, dann… wollen Sie wirklich ein Interview über ein Produkt, von dem Sie gar nicht genau wissen ob es auf den Markt kommen darf?

 

Warum denn nicht? Also fangen wir doch gerne einfach dort an: warum gibt es Probleme mit der Zulassung?

 

Es geht um verschiedene Zulassungsprozesse mit Expertenhearings, wo Besucher sich anmelden können, wo Gäste geladen werden, die sich dann zu dem Produkt äußern können. Das waren in unserem Fall Gynäkologen, Biostatistiker…

 

Und da gab es dann Proteste? Unerwartete Schwierigkeiten?

 

Also—ich weiß nicht ob Sie sich das vorstellen können—wir hatten ja vor 12 Jahren Viagra. Und da ist die Haltung gegenüber unseren Medikamente noch immer ein bisschen negativ behaftet, uns wird da eine extreme Haltung vorgeworfen …

 

Inwiefern “extrem”? Warum denn?

 

Ich möchte mich da eher noch mal mehr auf Ihre Fragen vorbereiten können… wie wäre es wenn Sie mir die zukommen lassen? Es gibt übrigens einen sehr guten Artikel über uns in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

 

Aha. Also mir ging es eigentlich nur um ein paar kleine Fragen, die sich mir gestellt haben, als ich auf das Thema gestoßen bin. Mich interessiert vor allem auch die Notwendigkeit des Produkts, können Sie mir dazu etwas sagen?

 

(lacht verlegen, stottert)

 

Weil, ich hatte das nicht ganz verstanden—Frauen haben doch eigentlich keine Potenzprobleme, wenn ich das richtig sehe. Wozu dann das Medikament?

 

Ähm… wollen wir es vielleicht so machen… ich möchte da jetzt nicht so gern in ein Interview mit Ihnen hinein geraten…

 

Nein?

 

(lacht unsicher)

 

Warum nicht?

 

Äh… zum Einen habe ich Ihnen gerade gesagt, dass wir die Interviewanfrage ein bisschen nach hinten schieben müssten… ich würde Ihnen vielleicht mal einen Link schicken, wir haben da ziemlich viel Material.

 

OK. Ich dachte, Sie könnten mir jetzt einfach nur ein paar simple Fragen beantworten. Ein Bericht wäre ja vielleicht auch für Sie interessant, wir haben eine große Leserschaft.

 

Ich schicke Ihnen jetzt noch eine Mappe zu und dann terminieren wir das noch mal richtig …

 

Aber wir haben doch genau jetzt einen Termin, oder? Ich verstehe das nicht ganz?

 

… und es gibt da auch noch einen wirklich großartigen Artikel in der F.A.Z.!

 

So. Wissen wir das jetzt also auch (nicht). Mal sehen, wann es neues aus der Produktschmiede rund um die Volkskrankheit Weibliche Sexuelle Dysfunktion gibt – mit Gewinnspannen um die zwei Milliarden US-Dollar ist das Thema finanziell schlicht zu reizvoll, um einfach so fallen gelassen zu werden. Bis dahin bleibt uns wohl nur Frau Brockhausens guter Rat, sich mehr mit dem Thema Erotik auseinanderzusetzen

 

 

gefunden im Blog des Magazins "Feigenblatt"

 

 

Rosa Viagra, Pt. 2 | Feigenblatt Magazin

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Zu diesem Thema fiel mir direkt wieder der tolle Spruch meines Gyn ein! Hatte nach der Geburt meines Sohnes...laaaaaaaannnge keine Lust mehr auf Sex...Verhütungsmethode war ,weil so schön einfach ( für meinen Mann ) die Pille. Wie ich diese hormonelle "Scheisse" hasse...:mad:....naja, ich wollte halt mal wissen, ob es an der Pille liegen kann...die Lustlosigkeit??

 

Grrrr...mein Gyn meinte darauf hin nur: " Ihr armer Mann, wie hält der das denn aus? So ganz ohne Sex?"

 

Hä?? Hab mich wohl verhört?? Eigenmächtig hab ich mich dann für eine Steri entschlossen, Gyn hat getobt, ich den Arzt gewechselt, keine Pille mehr....Fazit: die Lust ist wieder da!!

 

Ok...es lag an der Pille...eindeutig!! Aber: generell denke ich nicht, das die Unlust einer Frau einer Krankheit gleicht! Vielmehr krankt es an der Gesellschaft, die der Meinung ist...FRAU müsse in jeder Hinsicht "funktionieren"...egal ob im Beruf, am Herd...oder im Bett!! Und dennoch mag es für viele eine "Hilfe" sein aus einem vermeintlichen Teufelskreis raus zu kommen ( siehe Viagra für den Mann ). Aber ich würde es als allerletzte Möglichkeit in Betracht ziehen....schlucke generell nicht so gerne Medikamente.

 

Aber wie üblich; wird die starke Lobby der Pharmaindustrie wohl früher oder später das Präparat getestet auf den Markt bringen. Wer aber stellt sich für die Tests zur Verfügung? Ich stelle mir da die Damen der Porno-industrie vor, oder gar des horizontalen Gewerbes, die aus beruflichen Gründen IMMER Lust haben MÜSSEN...oh gott, die armen.....:o

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den blog von feigenblatt kann man bei facebook abbonnieren? super... mache ich heute abend gleich... *ggg

 

mir hat die pille letztes jahr eine thrombose beschert... vielen dank dafür :mad:

 

und die "unlust" kann viele ursachen haben. ich für meinen teil kann den spruch nicht mehr hören, dass das für uns frauen doch kein problem sei. wir könnten das schließlich "überspielen" und es halt einfach über uns ergehen lassen. NEIN, verflixt nochmal, ich kann das nicht. wenn ich keine lust habe, habe ich keine lust. da geht gar nix. im gegenteil... mir wird richtiggehend übel.

 

das ist mit dieser "lustpille" wie mit vielem... die symptome werden behoben, aber nicht die ursache.

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